Scheiden tut weh!

Liebeskummer, Trennung und Scheidung betreffen immer noch (viel) zu viele Menschen. Niemand scheint davor gefeit zu sein. Werfen Sie bitte einfach einmal einen Blick auf eine – wie ich finde – erschreckende Statistik, die noch dazu ausschließlich Ehen berücksichtigt:

JahrEheschliessungenScheidungenProzent
1910476.4919.1521,9 %
1920894.97836.5424,2 %
1930570.24140.7227,2 %
1960500.35444.3918,1 %
1970444.51076.52017,2 %
1980362.40896.35126,6 %
1985364.661128.25835,2 %
1995430.334170.00039,5 %
2000418.550194.40846,4 %
2003382.911213.97555,9 %
2008377.055191.94850,9 %
2013373.655169.83345,5 %

© Statistisches Bundesamt, Pressestelle, Gustav-Stresemann-Ring 11, 65189 Wiesbaden

Sowohl in meiner Arbeit als auch als aktives Mitglied im Verein humane Trennung und Scheidung e.V. lerne ich regelmäßig verzweifelte, traurige, wütende und unter Liebeskummer leidende Menschen kennen, die sich mit akuten Trennungssituationen auseinandersetzen und dabei ähnliche Phasen, die auch Sterbende erleben, durchlaufen.
(vgl. „Kübler-Ross-Phänomen“ | Buch: Interviews mit Sterbenden)

1. Phase: Nicht Wahrhabenwollen | Isolation

Der Betroffene will nicht wahrhaben, was passiert. Oft kapselt er sich ab, oft reagiert auch das Umfeld mit Rückzug. Der Betroffene ist wie im Schockzustand und wie gelähmt. Deshalb sind Problemlösungen und eine sachliche Herangehensweise kaum machbar.

2. Phase: Zorn

Wenn die erste Phase durchstanden ist und der Betroffene die Unabänderlichkeit der Lage einzusehen beginnt, folgen Aggressionen gegen sich selbst und andere oft auf dem Fuße. Quälende Fragen wie „Warum gerade ich?“ machen Betroffene zornig und auch trotzig. Freunde oder Anghörige sollten sich in dieser Phase extrem tolerant zeigen. Wichtig ist jetzt zuhören und verstehen.

3. Phase: Verhandeln

Es folgt die Phase des „Verhandelns“. Der Betroffene versucht, das Erkennen der tatsächlichen Situation so lange wie möglich hinauszuschieben, die Lebenssituation zu zerreden oder sie einzutauschen gegen eine andere, weniger schmerzliche. Wunschdenken ist ein großer Bestandteil dieser Phase. Dabei sind die Ansichten für Außenstehende manchmal fernab jeder Realität. Wichtig bleibt zuhören und verstehen.

4. Phase: Depression (Resignation)

Wenn der Betroffene sich der wahren Situation immer bewusster wird, hilft Verdrängung nicht mehr. Meist folgt eine Phase der Depression bzw. einer tiefen Resignation. Dem Betroffenen wird bewusst, dass sich die bisherigen Lebensmöglichkeiten gravierend verändern werden. Lebensangst, Schwermut und Depressionen bis hin zu Selbstmordtendenzen können die Folge sein. Außenstehende wird in dieser Phase oft viel Geduld und Verständnis abverlangt.

5. Phase: Akzeptanz (Versöhnung)

In der letzten Phase erkennt der Betroffene die neue Situation an und lernt, mit ihr umzugehen. Er beginnt, sein Leben aufgrund der erlangten Aktzeptanz neu zu ordnen.

Fazit:

Die beschriebenen fünf Phasen sind kein starres durchstrukturiertes Muster, sondern sollen laut Kübler-Ross vielmehr als Leitpunkte gesehen werden. Die Phasen können mehrfach und in verschiedener Reihenfolge auftreten, denn Menschen reagieren immer individuell und folgen  keinem Rezept. Das Phasen-Modell von Kübler-Ross wurde von anderen Wissenschaftler adaptiert und weiterentwickelt. Es gilt in der Forschung als anerkannt und wurde auch von Kübler-Ross selbst für weitere Trauer- und Problemsituationen des Lebens adaptiert.

Wenn Sie sich in einer Trennungssituation befinden,
bin ich gerne an Ihrer Seite, um Sie zu unterstützen.

Nehmen Sie bitte gleich mit mir Kontakt auf.