Das Menschenbild Viktor E. Frankls
Sie haben Viktor E. Frankl schon ein bisschen besser kennengelernt. Damit Sie sich noch besser in seine Logotherapie und Existenzanalyse hineinfinden, möchte ich Ihnen das Menschenbild Viktor E. Frankls vorstellen.
Viktor E. Frankls Menschenbild ist dreidimensional und kann anhand dreier Ebenen – Körper, Geist und Seele – konkretisiert werden.
Die körperliche Ebene
Auf der körperlichen Ebene betrachtet Viktor E. Frankl den Menschen als ein physisches Wesen, das von biologischen Bedürfnissen und Prozessen beeinflusst ist. Hierzu gehören Aspekte wie Gesundheit, körperliche Bedürfnisse sowie die Reaktionen des Körpers auf Umweltreize.
Die körperliche Ebene umfasst den Körper als solches wie auch die physiologischen Körperfunktionen und Prozesse. Es geht darum, wie der Körper funktioniert und wie er auf die umgebende Welt reagiert.
Die geistige Ebene
Auf der geistigen Ebene betrachtet Viktor E. Frankl den Menschen als ein Wesen, das über intellektuelle Fähigkeiten, rationale Denkprozesse und emotionale Reaktionen verfügt. Auf dieser Ebene geht es um das Denken, die Wahrnehmung, das Lernen sowie um emotionale Regulation.
Die geistige Ebene nannte Viktor E. Frankl auch die geistige Dimension. Er war davon überzeugt, dass die geistige Dimension die Triebkraft im menschlichen Leben ist, da sie eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie der Mensch seine Umwelt wahrnimmt und auf sie reagiert.
Die seelische Ebene
Die seelische Ebene ist für Viktor E. Frankl ebenfalls eine zentrale Dimension des Menschen. Hier sieht er den Kern der Persönlichkeit, das Streben nach Sinn (und Bedeutung) sowie die Fähigkeit zur Selbsttranszendenz.
Die Seele – so Viktor E. Frankl – ist es, die den Menschen einzigartig macht. Sie gibt ihm die Möglichkeit, selbst in schwierigen Situationen Hoffnung und Sinn zu finden.
Diese drei Ebenen – die körperliche, die geistige und die seelische – sind für Viktor E. Frankl eng miteinander verbunden und beeinflussen einander. Gemeinsam machen sie das Gesamtbild des Menschen aus.
Die drei Ebenen – ein Alltagsbeispiel
Die drei Ebenen aus Viktor E. Frankls Menschenbild werden besonders in Alltagssituationen deutlich, in dem sie offensichtlich nicht harmonieren. Denken Sie nur einmal an Ihre Neujahrsvorsätze!
Der Vorsatz «Künftig ernähre ich mich ausgewogen und gesund»
Sie bemerken, dass Sie sich in den letzten Wochen ungesund ernährt haben. So haben Sie vielleicht häufig Fertiggerichte und / oder Fastfood gegessen. Sie wissen um die Auswirkungen auf Ihren Körper und Ihren Energiehaushalt. Vielleicht fühlen Sie sich bereits körperlich unwohl.
Bei den Gedanken an Ihre ungesunde Ernährung fühlen Sie sich schlecht und Sie hadern mit sich selbst. Gerne würden Sie Ihr Essverhalten ändern. Nichtsdestotrotz fällt es Ihnen schwer, sich überwiegend gesund zu ernähren – Ihrem Vorsatz zum Trotz.
Legen Sie dieser kleinen Alltagssituation nun das Menschenbild Viktor E. Frankls zugrunde:
- Auf der geistigen Ebene spielen die psychologischen und emotionalen Aspekte des Essens eine Rolle. Denkweise und Einstellung zum Essen können Ernährungsgewohnheiten stark beeinflussen. So können Stress oder Langeweile zum Beispiel dazu führen, dass Sie ungesunde Entscheidungen treffen, selbst wenn Sie wissen, dass diese sich langfristig negativ auswirken können.
- Die seelische Ebene beschreibt die tieferen Bedürfnisse und die Motivation hinter Ihrem Essverhalten. Hier finden Sie Antworten auf die Frage, welche Bedeutung Essen für Sie hat und wie Essen Lebensqualität und Wohlbefinden beeinflusst. Vielleicht finden Sie im Essen Trost oder Belohnung? Vielleicht betäuben Sie mit Essen Emotionen? Vielleicht füllen Sie mit Essen eine innere Leere?
- Sie sind sich bewusst, dass eine dauerhaft ungesunde Ernährung auf der körperlichen Ebene zu unterschiedlichsten gesundheitlichen Problemen führen kann, da der Körper auf die Nahrung reagiert, die er bekommt.
Wenn Ihnen die Umsetzung Ihres Vorsatzes «Künftig ernähre ich mich ausgewogen und gesund» nicht gelingt, so machen Sie sich auf der seelischen Ebene vielleicht (unbewusste) Selbstvorwürfe wie«Nie schaffe ich etwas!» oder auch «Ich bin ein Versager!». Sie torpedieren Ihren Selbstwert.
Sie ernähren sich weiter schlecht und erkennen auf der geistigen Ebene, wie wenig Wert Sie Ihren Ernährungsgewohnheiten beimessen. Sie fühlen sich noch schlechter.
Auch ist Ihnen bewusst, dass die körperliche Ebene mittelfristig auf eine weiterhin ungesunde Ernährung reagieren wird. Jetzt ist Ihr Selbstwert endgültig am Boden.
Diesen Konflikt können Sie auflösen, wenn es Ihnen gelingt, die drei Ebenen zu durchdringen und in Einklang zu bringen.
So können Sie ein umfassendes Verständnis dafür entwickeln, warum Sie bestimmte Essgewohnheiten haben und wie sich diese auf Ihr Wohlbefinden auswirken.
Sie erkennen, dass der Weg zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung nicht nur in der Veränderung der Essgewohnheiten liegt, sondern auch in der Berücksichtigung der geistigen und seelischen Aspekte, die Ihre Ernährung beeinflussen.
Sind diese bearbeitet und geklärt, werden Sie Ihren Vorsatz «Künftig ernähre ich mich ausgewogen und gesund» umsetzen.
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Das war ein kleiner Ausflug in die Dreidimensionalität – die drei Ebenen – Viktor E. Frankls Menschenbild.
Oder wie er selbst in seinem Buch «Ärztliche Seelsorge*» (* Affiliate-Link) schreibt:
Nun, ich möchte den Menschen definieren
als Einheit trotz der Mannigfaltigkeit.
[ Viktor E. Frankl in seinem Buch «Ärztliche Seelsorge*» (* Affiliate-Link) ]
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