Berliner Selbstmörderfriedhof

Berlin-TippsKennen Sie schon meine Leidenschaft?

Es sind – Friedhöfe.

Das mag ein wenig morbide klingen. Viele fürchten sich vor Friedhöfen. Dort liegen sie, die Toten. Und wer will schon an den Tod denken, es sei denn, er ist selbst betroffen.

Ich erlebe Friedhöfe ganz anders. Für mich sind es Orte der Erinnerung, des Entdeckens, der Besinnung, des in-mich-Gehens.

Ich bin gerne auf Friedhöfen, auch auf Reisen. Mein armer Mann kann ein Lied davon singen! 😀

Der Friedhofsührer Berlin

Ihr Wegweiser?

Friedhöfe empfinde ich als friedlich.

Manche sind verwunschene Naturbiotope, andere blühende Gärten.

Und alle sind sie voller Geschichten und voller Geschichte.

Dabei fühle ich oft eine ganz eigene Melancholie, vielleicht weil das unser aller Wegesende sein wird?

In Berlin gibt es ja weit über 200 Friedhöfe (224 | Stand 2015). Aber erst kürzlich habe ich einen entdeckt, den ich gar nicht kannte, den

Selbstmörderfriedhof

 

Natürlich heißt er nicht wirklich so. Sein richtiger Name ist Berliner Friedhof Grunewald-Forst. Er gilt als einer der idyllischsten Friedhöfe Berlins.

Er liegt unweit der Havel, in deren Knick ab und zu Wasserleichen ans Ufer trieben. Darunter waren natürlich auch Selbstmörder. Deren Beerdigung gestaltete sich bis ins 19. Jahrhundert mehr als schwierig, da die christlichen Kirchen ihre Beerdigung verweigerten, galten sie doch als „Todsünder“.

Die Grunewalder Forstverwaltung beschloss 1878/79, die Toten nahe ihres Fundorts an einer Waldlichtung zu bestatten (der älteste Eintrag stammt vom 22. Januar 1900). Diese Regelung sprach sich natürlich herum, so dass Familien von Suizidenten sich entweder direkt an den Oberförster wandten oder aber ihre Toten einfach selbst im Wald begruben. Einige Selbstmörder wählten gleich in der Nähe den Freitod, um ihren Familien den Ärger mit den ungnädigen Friedhofsverwaltungen zu ersparen.

Noch bis 1927 wurde der Friedhof Grunewald-Forst als Selbstmörder-Friedhof genutzt. 1928/29 bekam er eine feste Mauer rund um das 4.980 m² große Gelände. Zutritt erlangte man durch ein steineres Eingangstor mit Eisenflügeln.

Von diesem Zeitpunkt an wurde die Anlage gepflegt und auch für Nicht-Selbstmörder attraktiv gemacht.

In den letzten Kriegstagen 1945 kamen viele Zivilisten um, die provisorisch in Berliner Parks begraben wurden. Mit Kriegsende wurden sie auf diesen Friedhof umgebettet. Es gibt über 60 Einzelgräber und ein Sammelgrab.

Es gibt auch einige Persönlichkeiten auf dem Selbstmörderfriedhof. Da ist zum einen Sängerin Nico, Ihnen vielleicht bekannt aus ihrer Zusammenarbeit mit der Band The Velvet Underground? Zum anderen liegt hier der Schriftsteller Clemens Laar, der 1960 Selbstmord beging.

[ Quelle: Wikipedia ]

 

Seit 2018 lässt das Land Berlin keine weiteren Beerdigungen mehr zu. Der Friedhof soll ab 2038 entwidmet werden.

Also haben Sie noch ein bisschen Zeit für einen Besuch…

Adresse:
Friedhof Grunewald-Forst
Havelchaussee 92 b
14193 Berlin

Öffnungszeiten:
April – September von 07:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Oktober – März von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr

Fahrtipp:
Bus 218 | Haltestelle Havelweg

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Sinah Altmann

Sinah | EigenSINN-Anstifterin

Abonnieren Sie die Plaudereien aus Sinahs SINNergie-Nähkästchen und profitieren Sie so von den kleinen Kostbarkeiten aus der Welt des „Sinn finden – Leben gestalten“. Das Abo ist kostenlos, verpflichtet Sie zu nichts und ist jederzeit abbestellbar.

Seit mehr als 20 Jahren ermutigt Sinah Altmann mit ihrem Angebot der Sinn- und Werteorientierten Persönlichkeitsentwicklung Menschen, ihren privaten und beruflichen EigenSINN sowohl zu entdecken als auch pro-aktiv zu leben.

Vielen Dank für das Teilen dieses SINNvollen Kleinods via:

2 Kommentare zu Berliner Selbstmörderfriedhof

  1. Nein, die schwarze Katze leider nicht, nur extrem viele Eichhörner. 🙂

  2. Berlower sagt:

    Hallo! Das ist ein sehr gute Zusammenfassung. Ich habe auch über den Friedhof geschrieben, aber es finden sich noch weitere Infos über den Grunewald und Stegliz-Zehlendorf auf meiner Seite. Habt Ihr bei Eurem Besuch auch die Schwarze Katze gesehen, die dort rumgeistert? Ich habe sogar ein Bild von ihr gemacht! Liebe Grüße vom Teltowkanal!

Schreibe einen Kommentar