Nur ein Stück Papier?

LieblingsgeschichtenWeihnachten 2020

Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben, und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, sie sollten an das Sympathischste denken, was sie von jeden ihrer Klassenkameraden sagen könnten, und das sollten sie neben die Namen schreiben.

Es nahm den Rest der Unterrichtsstunde in Anspruch, die Aufgabe fertigzustellen. Als die Schüler den Raum verließen, gab jeder seine Blätter der Lehrerin.

Am Wochenende schrieb die Lehrerin die Namen jedes Schülers auf ein einzelnes Blatt, und sie listete alles auf, was jeder über den jeweiligen Schüler gesagt hatte.

Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Einige waren zwei Seiten lang. Bald lächelte die ganze Klasse. „Wirklich?“ hörte die Lehrerin es flüstern. „Ich wusste nicht, dass das jemanden etwas bedeuten könnte!“ und „Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen!“

Niemand erwähnte diese Seiten in der Klasse jemals wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler nach der Schule oder mit ihren Eltern darüber sprachen, aber das war gleichgültig. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren zufrieden mit sich selbst und mit den anderen.

Einige Jahre später war Mark, einer der Schüler, in Vietnam gefallen, und die Lehrerin ging zu seinem Begräbnis. Sie hatte noch nie einen Militärangehörigen in einem Militärsarg gesehen. Mark sah so gut aus, so reif.

Die Kirche war voll von Marks Freunden. Jene, die Mark liebten, gingen nacheinander zum letzten Mal am Sarg vorüber. Die Lehrerin war die letzte.

Als sie dort stand, kam einer der Soldaten, der als Sargträger gedient hatte, zu ihr: „Waren Sie Marks Mathe-Lehrerin?“ Sie nickte, indem sie fortfuhr, auf den Sarg zu starren. „Mark hat oft von Ihnen gesprochen“, sagte er.

Nach der Beerdigung gingen die meisten von Marks ehemaligen Klassenkameraden zum Mittagessen. Marks Mutter und Vater waren auch dort und warteten offenbar auf die Lehrerin. „Wir wollen Ihnen etwas zeigen“, sagte sein Vater und zog seine Brieftasche hervor. „Sie fanden dies bei Mark, als er getötet wurde. Wir dachten, Sie würden es vielleicht erkennen.“

Als er die Brieftasche öffnete, entfernte er vorsichtig zwei abgegriffene Notizzettel, die offensichtlich viele Male zusammen- und auseinandergefaltet worden waren. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass die Zettel jene waren, auf denen sie all die guten Dinge aufgelistet hatte, die jeder von Marks Klassenkameraden über ihn gesagt hatte.

„Vielen Dank, dass Sie das getan haben“ sagte Marks Mutter. „Wie Sie sehen können, hat er es in lieber Erinnerung behalten.“

Marks Klassenkameraden begannen, sich um die Lehrerin und um Marks Eltern zu versammeln.

Einer lächelte ein wenig verlegen und sagte: „Ich habe meine Liste noch. Sie ist in der obersten Schublade meines Schreibtisches zu Hause.“ Eine andere sagte: „Mein Mann bat mich, seine Liste in unser Hochzeitsalbum zu legen.“ „Ich habe meine auch“, sagte eine andere. „Sie ist in meinem Tagebuch.“ Dann griff eine weitere ehemalige Klassenkameradin in ihre Handtasche, nahm die Brieftasche heraus und zeigte der Gruppe ihre abgegriffene und zerfranste Liste. „Ich habe sie immer bei mir“, sagte sie ohne mit der Wimper zu zucken: „Ich glaube, wir alle haben unsere Listen aufbewahrt.“

In diesem Moment setzte sich die Lehrerin und weinte.

Sie weinte um Mark und all seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden.

[ Helen P. Mrosla (Lehrerin) in Hühnersuppe für die Seele von Jack Canfield & Mark Victor Hansen | leicht gekürzt / geändert ]

 

Anmerkung: Im täglichen Miteinander vergessen wir viel zu oft, dass jedes Leben eines Tages endet. Wir vergessen auch, dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird. Deshalb sollten wir den Menschen, die wir lieben und um die wir uns sorgen, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind.

Sagen Sie es ihnen, bevor es zu spät ist.

Erzählen Sie diese Geschichte weiter. Nicht nur zu Weihnachten.

 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Sinah Altmann

Sinah | EigenSINN-Anstifterin

Abonnieren Sie die Plaudereien aus Sinahs SINNergie-Nähkästchen und profitieren Sie so von den kleinen Kostbarkeiten aus der Welt des „Sinn finden – Leben gestalten“. Das Abo ist kostenlos, verpflichtet Sie zu nichts und ist jederzeit abbestellbar.

Seit mehr als 20 Jahren ermutigt Sinah Altmann mit ihrem Angebot der Sinn- und Werteorientierten Persönlichkeitsentwicklung Menschen, ihren privaten und beruflichen EigenSINN sowohl zu entdecken als auch pro-aktiv zu leben.

Vielen Dank für das Teilen dieses SINNvollen Kleinods via:

Schreibe einen Kommentar